Der Springer Verlag regt sich furchtbar über die Tagesschau-App auf. Dabei werden nur bestehende Inhalte neu verpackt. Eine iPhone-optimierte Webseite mit Video-Streams gibt es ja bereits. Doch bei der iPhone-App sieht Springer rot und malt Horror-Szenarien an die Wand. Ausgerechnet in Burdas Focus warnt Springer-Chef Mathias Döpfner davor, dass eine Tagesschau-App Tausende Arbeitsplätze in der Verlagsbranche kosten könnte. Zudem wird in Springer-Medien der Eindruck erweckt, die App sei ausgesprochen teuer und eine Verschwendung von TV-Gebühren.

Vielleicht versöhnt Springer ja, dass die Tagesschau-App mit Verlags-Know-how (u.a. Burdas) erstellt wird. Branchengerüchten zufolge, arbeitet Cellular an der App. Das Hamburger Unternehmen ist eine Verlagsgründung, es wurde 1999 als Innovation Center der Tomorrow Internet AG im Dunstkreis der Verlagsgruppe Milchstraße ins Leben gerufen. Die beiden heutigen Geschäftsführer, Roman Kocholl und Birger Veit, kommen aus dem Milchstraßen- / Burda-Verlagsumfeld.

Aus dem Innovation Center wurde im Jahr 2000 die Tomorrow New Media GmbH, die Umfirmierung in Cellular erfolgt fünf Jahre später. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 50 Mitarbeiter in einer ehemaligen Pianofabrik im Hamburger Schanzenviertel. Bis heute ist Cellular eine 100-prozentige Tochter der Tomorrow Focus AG.

Die Hamburger gelten als ausgewiesene App-Experten. Die TV Movie-, TV Spielfilm-, Gala-, stern-, Playboy-, Financial Times Deutschland-App als auch Burdas App zum DLD stammen aus der Cellular-Schmiede.

Man kann nur hoffen, das Tagesschau-Projekt wird nicht in den politischen Mühlen der ARD-Gremien aufgrund des Drucks der Verleger zermahlen. Ob Springer eventuell sogar so weit gehen würde, seinen Einfluss bei Apple geltend zu machen, um die App zu verhindern? Immerhin ist Springer ein wichtiger Apple-Kunde. Die Verlags-IT wurde auf Apple-Rechner umgestellt und auch das iPhone spielt verlagsintern eine wichtige Rolle. Die mediale Macht ihrer Bild-Zeitung hat Springer bereits kräftig genutzt, um Stimmung gegen die GEZ-Gebühren zu machen – zufälligerweise kurz nach dem Pläne einer Tagesschau-App bekannt wurden.


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