Apple hat mit dem iPhone und dem AppStore Standards gesetzt, doch die Plattform werde langfristig die Marktführerschaft verlieren, so das Fazit der Redner auf dem ersten Echtzeit Klub von deutsche-startups.de. Android sei die Plattform der Stunde, doch gleichzeitig kritisierten die Referenten im Berliner Frannz-Club die noch mangelnden Bezahlmöglichkeiten, die Segmentierung der App-Markets und die Komplexität der Smartphone-Vielfalt.
Neben Android sieht Benjamin Thym von checkitmobile (Barcoo, Woabi) Nokias Ovi-Store und Samsungs Bada im Kommen. „Bei Bada treffen viele Endgeräte auf einen noch schlecht gefüllten App-Laden“, so Thym. Im ersten Monats des Betriebssystems lag der Bada-Anteil bei checkitmobile bei rund 40 Prozent. Zum Vergleich: iOS bei 42 und Android bei 12 Prozent. „Doch Android wächst konstant“, sagt Thym. Für Windows Phone 7 werde sein Unternehmen mit den Scan- und Preisvergleich-Apps nicht entwickeln. Microsoft verweigere noch den Zugriff auf den Videostream der Kamera, den die Apps zum Scannen eines Barcodes nutzen.
Thym rät allen Entwicklern zu einer Multiplattformstrategie. Im Gespräch mit Journalisten sei das wichtig, nur wenn die App viele Menschen erreiche, sei sie interessant für große Medienmarken. So schön Nennungen in Medien jedoch seien, am Wirkungsvollsten ist immer noch eine gute Platzierung in den Top Listen der App-Stores. Um die zu erreichen, seinen die vier Bereiche Design, Tempo, Usability und Funktion für den App-Erfolg entscheidend, so Fabien Röhlinger von AndoridPit. Die Plattform liefert redaktionelle Berichte zu Android-Apps, arbeiet aber auch an Whitelabel-Lösungen für App-Markets. Insgesamt sei Android eine entwicklerlastige Plattform und daher sei das Design der Apps oft schwach. Da müssten Entwickler noch aufholen. Auch kann niemand für alle Android-Geräte auf dem Markt entwickeln. Daher sollten man sich auf seine Zielgruppe fokusieren und ermitteln, welche Smartphones dort vorwiegend genutzt werden und dann darauf hin optimieren.
Zweitmärkte für Android-Apps sieht Röhlinger noch unterbewertet. Alle bringen immer nur Google mit Android in Verbindung, doch in der Open Handset Alliance sei der Suchriese nur ein Mitglied. Lediglich Geräte, die bestimmte Hardware-Vorgaben erfüllen, erhalten Zugang zum Google-Market. Für alle anderen Tablets und Smartphones stehen immer noch so genannte Secondary Markets offen, die auch AndroidPit aufbaut.
Viele Märkte auf unterschiedlichen Plattformen machen das Leben der Entwickler nicht leichter. Darum hielt Karsten Wysk von MobileBits ein Pladoyer für Cross-Plattform-Entwicklerwerkzeuge. Sein Unternehmen mit rund 20 Mitarbeitern entwickelt Spiele für Smartphones, Rechner und Konsolen. Glücklich ist er vor allem über den Druck, der von Wettbewerbsbehöreden auf Apple ausgeübt wurde, als sie diese Werkzeuge für iOS verbieten wollten. Mit derartigen Entwicklerprogrammen werden die Spiele auf Microsofts .dot-Plattform entwickelt und mithilfe von Übersetzungswerkzeugen für Apples Objective C umgewandelt. Einer Entwicklung in Flash bzw. Silverlight erteilte Wysk eine Absage. „Das ist nicht mehr relevant“, so der Unternehmer, „HTML 5 und CSS 3 könnten es längst besser.“
Ein spannendes Beispiel für die Veränderungskraft von Apps zeigte Rodja Trappe von Hoccer. Das Berliner Unternehmen ist eine Ausgründung von art + com, die auf Objektinstallationen, Touchscreens und Multimediatische spezialisiert sind. Mit Hoccer lassen sich Daten kabellos von einem Gerät zum anderen übertragen. Die Anwendungsideen reichen von Fotos, die von iPhone zu iPad gewischt werden, Druckaufträge, die auf den Drucker geschüttelt werden und Visitenkarten, die ein Redner nach dem Vortrag in den Saal wirft. Dabei stellen die Geräte keine direkte Datenverbindung her, sondern gehen über das Internet, also einen Hoccer-Server. „Wir können diese vielen denkbaren Apps nicht alle entwickeln“, sagt Trappe. Darum konzentriert sich sein Team auf die Technik im Hintergrund und stellt mit Linccer-APIs Schnittstellen für andere Entwickler zur Verfügung, die wiederum eine drahtlose Datenübertragung für ihre Ideen verwenden können. Die Nutzung für Marketingzwecke wird kostenpflichtig sein, Open Source-Nutzung bleibt kostenlos, so Trappe. Wer demnächst auf eine Party geht, kann dann beispielsweise mit seinem Smartphone einen Song auf die Playlist schmeißen, aus der sich der DJ bedient.