Obwohl ich bereits Opfer der restriktiveren Zulassungspolitik von Apple geworden bin, kann ich es gut verstehen: Die Prüfer wollen keine weiteren Radio-Apps in den AppStore mehr aufnehmen. “Single station app are the same as a FART app and represent spam in the iTunes store (…) we will no longer approve any more radio station apps unless there are hundreds of stations on the same app“, schreiben die Prüfer an eine amerikanische Radio-Agentur. Die hatte gleich zehn Apps für zehn Stationen eingereicht.

Warum Apple (und vielleicht auch die Nutzer) von den Radio-Apps so genervt sind, bringt Stefan Winterbauer bei meedia gut auf den Punkt: Der von Maschinen auf Durchhörbarkeit getrimmte 08/15-Mix der “größten Hits der 80er, 90er und dem Besten von Heute” ist immer der gleiche, egal ob man in Flensburg das Radio einschaltet oder in Niederbayern. Die Gewinnspiele, mit denen man vor allem in Zeiten der Erhebungswelle der Media Analyse Hörer mit Geld- und Sachgeschenken gewogen stimmen will, stammen in der Regel von Agenturen, die die gleichen Gewinnspiele für jedes Sendegebiet extra verticken. Teure Nachrichten-O-Töne werden meistens von einer Agentur übernommen. Redaktionelle Inhalte gibt es kaum, außer infantilen Sprüchen und Witzchen, von Praktikanten getätigten Straßenumfragen und ebenfalls eingekauften Gag-Serien, deren Witz sich meist darauf beschränkt, dass “lustige” Geräusche untergemischt sind.

Da finde ich in der NDR-App eine Spartenwelle SOUL. Toll, genau meine Musik. Doch da laufen Endlosschleifen und am Mittwoch mittag begrüßt mich der Moderator mit “es ist Samstag 22 Uhr…”. Das braucht kein Mensch. Dagegen sind Sammel-Apps wie Radio.de mit weltweit über 3.000 Sendern sehr praktisch, um auch mal neue Musik zu entdecken.

Bei über 300.000 Apps muss Apple die Zulassungszügel anziehen, ansonsten droht der AppStore in der Beliebigkeit zu versinken und Nutzer wenden sich genervt ab, weil sie zehn Apps ausprobieren müssen, bis sie das Passende gefunden haben. Radio-Apps, einzelne Bücher als Apps, 1:1-Abbildungen von Webseiten und lahme Spielkopien verstopfen den AppStore. Vielleicht wäre es sogar gut, wenn Apple noch härter durchgreift: Die 20 Prozent einer Rubrik mit den geringsten Download-Zahlen werden nach zwölf Monaten aus dem AppStore gekickt. So müssten die Entwickler ihre Apps ständig optimieren.

2 Kommentare

  1. Dem kann ich nur zustimmen. Zum Glück gibt es RadioEins in Berlin und Brandenburg eine sehr wohltuende Ausnahme in der deutschen Äther-Landschaft.

  2. Stimmt, ich höre Radio Hamburg und wenn man mal so durch Deutschland fährt, wechseln nur die Moderatoren, Musik, Spiele alles identisch. Ich hoffe das gilt auch für öffentliches Radio.

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