Erpresst Apple einen Musik-Streaming-Konkurrenten? Apple Music und Spotify buhlen um die Gunst der zahlenden Musik-Fans. Mit 30 Millionen zahlenden (und 100 Millionen aktiven) Nutzern liegt Spotify vorn. Apple Music hat aktuell 15 Millionen zahlende Abonnenten.

Spotify App-Update zurückgehalten

Spotify wirft Apple vor, eine App-Aktualisierung unbegründet zurück zu halten, um damit dem Dienst zu schaden. “This latest episode raises serious concerns under both U.S. and EU competition law. It continues a troubling pattern of behavior by Apple to exclude and diminish the competitiveness of Spotify on iOS and as a rival to Apple Music, particularly when seen against the backdrop of Apple’s previous anticompetitive conduct aimed at Spotify … we cannot stand by as Apple uses the App Store approval process as a weapon to harm competitors”, schreibt Horacio Gutierrez, Justiziar bei Spotify, an seinen Juristen-Kollegen von Apple.

Provisionen für In-App-Käufe

Daniel Ek, Gründer und CEO von Spotify

Streitpunkt ist unter anderem die Nutzung von Apples-Bezahlsystem bei den In-App-Käufen. Apple zwingt App-Anbieter dazu, dass Abos über ihr System bezahlt werden müssen. An jeder Zahlung verdient Apple im ersten Jahr 30 Prozent und 15 Prozent im zweiten Jahr mit. Diese Gebühr gibt Spotify an seine Nutzer weiter. Darum kostet das Premium-Angebot in der App 13,- bis 16,- Euro statt der knapp 10,- Euro auf der Webseite. Mit dem höheren Preis will Spotify Abo-Interessenten dazu bewegen, das Abo auf der Webseite zu buchen.

Natürlich stört sich Spotify am Abkassieren von Apple und bewegte seine Nutzer dazu, das Streaming-Abo direkt auf der Spotify-Webseite abzuschließen. Daraufhin habe Apple gedroht, die Spotify-App aus seinem Store zu werfen. Lauf Mac & i haben die Schweden daraufhin ihre Kampagne eingestellt, zugleich aber die Möglichkeit zum In-App-Kauf des Abonnements über Apples Schnittstelle beseitigt – und damit möglicherweise die Ablehnung des jetzigen App-Updates provoziert. Die aktuell verfügbare Version trägt die Nummer 5.7.0.

Bereinigung bei Musik-Streaming-Anbietern

Während Apple Music am 1. Juli 2016 seinen ersten Geburtstag feiert, spielt das schwedische Unternehmen seit 2006 Musik-Streams ab. Doch der Markt der kostenpflichtigen Musik-Stream dürfte vor eine Konsolidierung stehen. Simfy hat bereits aufgegeben. Amazon bietet Musik-Streaming als Teil des Prime-Abos an. Dann sind da noch: Deezer, Napster, Ampaya … Der Nutzer hat die Qual der Wahl. Fast alle Abos liegen bei rund 10 Euro pro Monat und bieten einen vergleichbaren Musikkatalog.

Apple versucht mit seinem Radioprogramm Beats 1 und Connect (Künstlernetzwerk) zu punkten. Spotify setzt inzwischen auf lokale Inhalte. Die beiden Moderatoren Jan Böhmermann und Olli Schulz plaudern in ihrem wöchentlichen Podcast “Fest & Flauschig” über Gott und die Welt.

Apple an Tidal interessiert?

Und dann ist da noch Tidal. Gestartet ist der Anbieter als Netzwerk der Künstler, die sich aus den Fängen der Label und anderer Großkonzerne befreien möchten. Treibende Kraft ist Musiker Jay-Z. Er versucht den Dienst mit High-Res-Audio (20 Euro pro Monat) vom Wettbewerb abzuheben. Außerdem ist Tidal der einzige Streaming-Dienst, der Musik des kürzlich verstorbenen Musikers Prince im Angebot hat. Außerdem gab es die neuen Alben von Rihanna, Kanye West und Beyoncé zuerst exklusiv bei Tidal. Ein wesentlicher Vorteil bis fast identischen Musikkatalogen. Nun schreibt das Wall Street Journal (kostenpflichtig), Apple sei an Tidal interessiert und es habe bereits Gespräche gegeben. Tidal dementiert dies.

Doch bei Apples Geldmitteln und der Marktmacht innerhalb der Musikindustrie (Dominanz von iTunes beim Vertrieb, Übernahme von Beats) können wir uns alle vorstellen, wie das Rennen ausgeht …

Nachtrag: Apple antwortet auf Spotifys Vorwürfe

Buzfeed zeigt einen Brief von Apples Chef-Anwalt Bruce Sewell an seinen Kollegen bei Spotify. Darin äußert Sewell sein Erstaunen, dass sich Spotify auf Gerüchte und Halbwahrheiten beziehen. Nach eine Ausnahme der Regeln zu fragen, die für alle gelten, sei für Apple nicht akzeptabel. Sewell schreibt: “Our guidelines apply equally to all app developers, whether they are game developers, e-book sellers, video-streaming services or digital music distributors; and regardless of whether or not they compete against Apple. We did not alter our behavior or our rules when we introduced our own music streaming service or when Spotify became a competitor…. Ironically, it is now Spotify that wants things to be different by asking for preferential treatment from Apple.”

Am 26. Mai 2016 hat Spotify eine neue App-Version zur Freischaltung bei Apple eingreicht. Darin monieren die App Store-Kontrolleure den Hinweis auf das Premium-Angebot mit einem Link zur Spotify-Webseite. Am 10. Juni habe Spotify eine nachgebesserte Version eingereicht, bei der Apple wieder die Umgehung des App-Stores bei den In-App-Käufen monierte. Spotify sagt, es gibt nur einen Hinweis auf das Premium-Angebot, aber keine Umleitung zur Spotify-Webseite.

Derzeit herrscht ein wilder Schlagabtausch bei Twitter. Spotify-Sprecher Johnathan Prince hat Screenshots gepostet, die belegen sollen, dass es keine Umleitung gibt. Nutzer behaupten wiederum das Gegenteil.

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