Sonos macht mit der Raum-Tuning-Software Trueplay einen Riesenschritt bei seinen Multi-Room-Lautsprechern nach vorn. Mit der Funktion klingen Lieder auf den kabellosen Boxen um einiges besser. Kurz zusammengefasst: Die technischen Grenzen beim Lautsprecher-Bau hat der US-Hersteller weitestgehend ausgereizt. Die weiteren Verbesserungen erledigt Software. Und das tut sie wirklich gut! Das iPhone-Mikrofon misst die Raumakustik und holt klanglich das beste aus Musik heraus.
Dass der iPhone-Fan auch ein großer Sonos-Fan ist, dürfte kein Geheimnis sein. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Santa Barabara und seine Produkte begleiten mich seit 2009. Jeden Ihrer Lautsprecher vom Play:1 bis zum Play:5, von der Soundbar bis zum Sub(woofer) habe ich getestet. Nun standen auch die neuen, überarbeiteten Play:5-Lautsprecher für einige Tage in meinem Wohnzimmer. Was die so alles können, habe ich schon beschrieben.
Trueplay macht den Unterschied
Nun geht es um Trueplay. Die gute Nachricht zuerst: Das Tuning-Programm ist rückwärts kompatibel. Alle bestehenden Play-Lautsprecher (1, 3 und 5) können im Zusammenspiel mit einem iPhone oder iPad die Einstellungen vornehmen. Die Mindestvoraussetzungen für Trueplay sind: Version 6.0 der Sonos-App auf einem iPhone 4s oder neuer, iPad 2 oder iPod Touch (ab 5. Generation) mit iOS 7 oder höher.
Die Idee von Trueplay: Zuhause alle Songs so hören, wie sie die Künstler im Studio zusammen mit dem Toningenieur gemastert haben. Teure Surround- und Stereo-Laustsprecher kommen mit einem Mikrofon-Einmess-System. Dabei wird ein Mikrofon mitgeliefert, mit dem die Raumakustik “vermessen” wird. Wände, Vorhänge, Möbel und andere Dinge im Raum haben Einfluss auf den Klang. Jedes Objekt reflektiert Schall unterschiedlich. Software kann den Klang, den Gegebenheiten eines Raumes anpassen.
Das iPhone als Messgerät
Nun hat jeder iPhone- und iPad-Nutzer bereits ein wunderbares Mikrofon in der Hand. Genau das nutzt Sonos. Man dreht das iPhone auf den Kopf, so dass die kleine Mikrofonöffnung nach oben zeigt. Am besten nimmt man das Smartphone aus der Hülle, falls diese das Mikrofon abdecken sollte. Noch ist die Musik aus. Im ruhigen Zustand lauscht die App, welche Hintergrundgeräusche zu hören sind. Im zweiten Schritt erklärt ein Video, wie die eigentliche Messung funktioniert. Die Sonos-Lautsprecher geben einen spacigen Klang von sich. Mit dem iPhone in der Hand bewegt man sich nun durch den Raum und nimmt das Echo von Wänden, Möbeln, Fenstern und anderen Oberflächen auf. Dazu hebt und senkt man beim Gehen das iPhone, so dass Hörpositionen im Sitzen und Stehen erfasst werden. Hat die App genug Daten, wird der Impulston beendet, die Software berechnet die Klangoptimierung.
In meinem Fall sagte die App bereits, das die Lautsprecher gut stehen und Trueplay nur wenig herausholen kann – jedenfalls für die beiden neuen Play:5 im Wohnzimmer. Anders sah das bei den beiden Play:1 in der Küche aus. Die Lautsprecher stehen in einer Ecke bzw. in ein Regal gequetscht. Keine ideale Position für Boxen. Hier hört man den Unterschied. Trueplay kann man in der App ein- und ausschalten. Stehen zwei unterschiedliche, nicht gepaarte Lautsprecher in einem Raum, beispielsweise ein Play:1 und ein Play:5, muss man den Trueplay-Akustiktest für beide Lautsprecher separat machen. Insgesamt fällt mit Trueplay der Klang in allen meinen Räumen klarer und heller aus. Einfach brillanter. Die Bassschläge kommen deutlicher und präziser, kein Brumm-Brei mehr.
Zweite Generation der Play:5
„Unsere Aufgabe bei Sonos hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Zuerst haben wir uns darauf konzentriert, den Sound aller unserer Speaker grundsätzlich zu optimieren, inzwischen geht es aber auch um deren individuelle Anpassung – erst an den Raum, in dem er steht, und in der Zukunft vielleicht auch an den Nutzer, Aktivitäten oder abgespielte Inhalte“, sagt Giles Martin, Plattenproduzent, Komponist und Sonos Sound Leader. Die überarbeitete Version des Play:5 sieht etwas stylischer aus, mehr wie ein klassischer Lautsprecher. Im Inneren arbeiten drei Mitteltöner und drei Hochtöner mit jeweils eigenem Verstärker. Die Membrane wurden so angeordnet, dass der Schall im gesamten Raum verteilt wird. Koppelt man zwei Play:5-Lautsprecher zu einem Stereo-Paar entsteht ein akustische Sweet-Spot mit fokussiertem und intensivem Klang. Der Lautsprecher kann in Kombination mit der Soundbar und dem Sub auch Teil der Heimkino-Surround-Anlage sein.
Ebenfalls überarbeitet wurden die Bedienelemente. Der Play-Pause-Button besteht aus einer Touch-Oberfläche. Jeder Druck wird mit einem Ton quittiert. Links und rechts davon sind die Leise- / Lauter-Knöpfe. Egal ob der Lautsprecher horizontal oder vertikal steht, der Lauter-Knopf ist immer rechts bzw. oben. Über die Touch-Fläche kann man auch wischen, dann springt die Wiedergabe einen Song in der Playliste / Album weiter. Aber viel komfortabler ist natürlich die Steuerung vom Sofa aus mit der App. Mit der aktuellen Version 6.0 ist leider die Wiedergabe von audible-Audiobüchern nicht mehr möglich. In erster Linie setzt Sonos auf Musik. Via TuneIn empfängt man weltweit über 100.000 Radiosender. Knapp 70 Musikstreaming-Dienste wie Spotify, Deezer, Tidal und Google Play Music lassen sich via App nutzen und Lieder abspielen. Bis Ende des Jahres soll auch Apple Music integriert sein. Natürlich kann man auch die eigene Musiksammlung auf dem Computer oder Netzlaufwerk (NAS) abspielen. Den Lautsprecher Sonos PLAY:5 gibt es in mattem Schwarz und mattem Weiß, wobei die Frontabdeckung in beiden Fällen dunkel ausfällt, für 579 Euro.
Einzige Hürde: das Auspacken
Unter die Rubrik “frustfreie Verpackung” fällt das nicht, was Sonos da liefert. Die seitlich Grifflaschen sind verklebt, darunter befindet sich ein Schiebemechanismus. Doch bevor der sich bewegt, muss ein “Sicherungsbolzen” aus Pappe entfernt werden. Erst dann kann man den Deckel des Kartons anheben. Endlich kommt der eingeschweißte Lautsprecher zum Vorschein. Der ist aber nicht einfach in eine transparente Plastikhülle gepackt. Nein, zusätzlich ist der Lautsprecher von einer zweiten Folie eng umschlungen, die man nur auf bekommt, wenn man einen Aufkleber mit Sicherheitshinweis entfernt. Jetzt kann´s losgehen mit der Installation. Ach ne, der weiße Kunststoffkörper ist nochmals mit einer Folie geschützt. Hier meint Sonos es wirklich gut. Unter dem Lautsprecher liegt in einer Pappschachtel der Plastikbeutel mit dem verklebten Netz- sowie LAN-Kabel. Die eigentliche Aufstellung (Stecker in die Steckdose) und die Einrichtung via WLAN sind dann deutlich einfacher.