Gemäß dem Motto: Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde, spricht Apple derzeit mit Microsoft über den Einsatz von Bing auf dem iPhone. Erst mal sind es nur kolportierte Gerüchte zu Gesprächen – nicht mehr, auch wenn sich die Blogosphäre derzeit überschlägt. Bing gibt es bereits als App für das iPhone. Allerdings ist sie wenige Tage nach Erscheinen wieder aus dem deutschen AppStore genommen worden.

Die Suchmaschinen-Browser-Kombi aus Redmond funktioniert auch sprachbasiert, zeigt Landkarten, errechnet Routen, findet Bilder, Nachrichten, Geschäftsadressen und alle sonstigen Webtreffer. Sie ist sogar Microsoft-untypisch sehr gelungen in Sachen Menüführung und Optik. Die App prasst mit schönen Hintergrundbildern, in die weitere Infos (auf Fingertipp) eingearbeitet sind. Eigentlich ein würdiger Erbe für die Standardsuche auf dem iPhone – zur Qualität der Suchtreffer kann ich allerdings noch nichts sagen.

Aber zurück zur Apple-Google-Feindschaft: Seit Google mit dem Nexus One sein eigenes Smartphone hat, ist das Tischtuch endgültig zerschnitten. Im Oktober 2009 verließ Google-Boss Eric Schmidt das Apple-Kontrollgremium – zu viele Interessenkonflikte. Während die beiden Unternehmen anfänglich im mobilen Business kooperierten, sind sie nun spinnefeind. Sie versuchen, sich so unabhängig wie möglich vom anderen zu machen. Google entwickelt mit Android sein eigenes Betriebssystem. Mit Mail, Chrome, YouTube, der Suche, Picasa, Goggles (Bilderkennung), Text & Tabellen sowie Maps (Navigation) hat der Suchgigant so ziemlich alles, was man für ein Smartphone benötigt. Was noch fehlt: so was wie iTunes. Musik ist ein wichtiger Bestandteil eines Unterwegs-Geräts. In den USA ist Vevo, ein gemeinsamer Musikdienst von Google, Sony Music und Universal, bereits der Hit. Also, noch ein Haken auf der Liste von Schmidt.

Aber auch Apple ist nicht untätig. Im vergangenen Jahr übernahm das Unternehmen Placebase, um einen eigenen Kartendienst zu haben und die Abhängigkeit zu Google-Maps zu reduzieren. Einen Entwickler für Prozessoren haben sie gekauft und den Musik-Streaming-Dienst Lala, um eventuell demnächst in iTunes ein Flatrate-Abo anzubieten. Ein Schwenk auf Bing als Suchmaschine im iPhone wäre mit Sicherheit nur eine Zwischenlösung. Microsoft ist zu groß und mächtig, um sich dem Jobs-Diktat zu unterwerfen. Dabei ist die Suche eine essentielle Funktion im Smartphone und mit Blick auf mögliche Werbeeinnahmen (Search Engine Marketing) auch eine lukrative. Apple war nie gut beim “selber machen” außerhalb ihrer Kernkompetenz, aber die Kasse ist gut gefüllt und Übernahmen steht nichts im Weg. Wo ist das hoffnungsvolle Suchmaschinen-Start-up im Silicon-Valley?

5 Kommentare

  1. Oh Gott, das wär ja noch schlimmer. Einen Suchalgorithmus zu entwickeln, der auch nur annähernd so gut funktioniert wie der von Google kommt einem Lottogewinn gleich. Bing ist ein Resultat jahrelanger Forschung. Das wird Steve nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln, auch wenn eine Apple Suchmaschine schön aussehen mag.

  2. Auf der folgenden Seite kann man die Suchergebnisse von Google und Bling miteinander vergleichen. Werd das in nächster Zeit mal testen und dann ein Urteil fällen. Die Testurteile für Bling sind ja von Kontinent zu Kontinent völlig unterschiedlich ausgefallen.
    Welchen Anbieter nutzt Apples Safari denn standard. Hab und hatte noch nie einen Mac!

  3. Dieses Säbelrasseln der Global Player wird den Fortschritt des Smartphone Marktes ausbremsen. Wenn die jeweiligen Kontrahenten jetzt auf Druck versuchen eigene Dienste zu etablieren von deren Entwicklung sie eigentlich keine Ahnung haben dann kann das nur zu Lasten des Produkts gehen. Schuster bleib bei deinen Leisten!

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