Noch immer verzichtet Apple beim iPhone in Deutschland auf die eSim. Dabei bietet die embeded SIM viele Vorteile – vor allem für die Nutzer. Im Hintergrund tobt jedoch ein wilder Streit über die Verwendung eine physischen SIM-Karte und dem digitalen Pendant.

In den USA wird bereits das iPhone 14 mit einer eSim ausgeliefert. Den Schacht mit dem kleinen Schlitten für die SIM-Karte gibt es nicht mehr. Auch die Nutzer neuerer Modelle der Apple Watch kennen die eSim. Darüber ist die smarte Uhr stets online. Beim Joggen kann das Smartphone daheim bleiben und man hört dennoch Musik via Apple Music Stream. Nun berichtet die französische Seite iGen über Gerüchte, auch beim iPhone 15 könnte den Nutzern in Deutschland die Vorteile der eSim verwehrt bleiben.

Vorteile für Apple

Durch den Verzicht auf dem SIM-Kartenschlitz kann man das iPhone leichter gegen Schmutz oder Wasser abdichten. Die SIM-Karte mag klein sein, doch den Bauraum würde Apple liebend gern für andere Dinge wie Akku oder Leiterplatinen nutzen. Logistik und Vertrieb würden einfacher werden, wenn die Kunden ihren Wunschprovider samt Tarif im Menü auswählen könnten. Es müsste kein Umschlag mehr mit der Kreditkarten-großen Karte verschickt werden, aus der man das passende SIM-Kartenformat herausdrückt. Weniger Plastik, weniger Logistik = weniger CO2-Ausstoß.

Vorteile für die Kunden

Eine eSim lässt sich nicht nur einfacher aktivieren, sie bietet auch diverse Vorteile bei der Nutzung. Theoretisch könnte das iPhone mehrere digitale SIM-Karten verwalten. Ein Tarif-Hopping wäre denkbar. Also wie früher bei der Liberalisierung des Festnetztelefonmarktes (kennt Ihr noch die Vorwahlnummern?). Man könnte tagsüber einen anderen Tarif wählen als Abends. Oder es gibt Tarife, die speziell auf Datennutzung ausgelegt sind und keine Telefonie enthalten. Oder umgekehrt.

Vor allem auf Reisen könnte die eSim praktisch sein. Statt die Roaming-Gebühren des aktuellen Providers zu akzeptieren, wählt man einen deutlich günstigeren lokalen Anbieter. Mit wenigen Klicks im Menü wäre der Wechsel erledigt.

Widerstand der Provider

Wenn es so viele Vorteile gibt, warum verzichtet dann Apple in Deutschland auf die eSim? Es liegt am Widerstand der Provider. Einerseits wissen sie, dass die eSim die Zukunft ist. Andererseits wollen sie den Umstieg so lange wie möglich hinauszögern. Wer sein iPhone im Apple Store kauft oder sich nach Hause liefern lässt, muss keinen Kontakt mehr zu seinem Provider aufnehmen. Der Gang in den Laden, der Anruf, die Online-Bestellung der physischen SIM entfällt. Damit entfällt für die Netzbetreiber auch der Kundenkontakt. Sie werden zu Steigbügelhaltern der Handy-Hersteller. Das wollen sie auf keinen Fall. Jeder sieht immer nur die coolen Funktionen in einem Smartphone, dass dazu hohe Investitionen in ein flächendeckendes, funktionierendes Funknetz notwendig sind, sehen die Wenigsten. Apple wird mit der eSIM alleiniger Ansprechpartner für die Kunden. Der Verkauf von weiterem Zubehöre wie Hüllen und Kabel liegt in der Hand des US-Konzerns.

Doch es ist nur noch eine Frage der Zeit. Laut einem Wirtschaftswoche-Artikel verzichten bei Vodafone bereits rund 60 Prozent der Kunden bei Vertragsabschluss auf eine Plastik-SIM-Karte. Vier von fünf verkauften Smartphones seien bereits eSim-fähig. Bei der Telekom lag die eSim-Quote im Jahr 2022 bereits bei mehr als 40 Prozent. Tendenz weiter steigend.

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