Besitz ist Status. Besitz belastet.Viele Dinge, die wir in unserem Haushalt haben, benötigen wir ein, zwei Mal im Monat, etliche Dinge noch seltener (Tapeziertisch, Videokamera, Bohrmaschine). Auf der anderen Seite: Soll man sich für sechs Wandlöcher eine Bohrmaschine kaufen? Da hilft Why own it. Mit der kostenlosen App sieht man, was Freunde besitzen und bereit sind zu verleihen. Das reicht vom interessanten Buch über das Cabrio bis zum leistungsfähigen Schlagbohrer.

Als Freunde definieren wir derzeit die Facebook-Freunde, später werden auch Einladungen aus dem Adressbuch möglich sein“, berichtet Philipp Gloeckler im Gespräch mit iPhone-Fan. Die Idee kam ihm bei einem Urlaub in Südafrika. Wer leiht mir ein Surfbrett aus, fragte er sich mit Blick auf die Wellen. Gloeckler ist Globetrotter, wuchs in Brüssel auf, lebte und arbeitete in diversen Metropolen. Er besitzt nur Dinge, die in maximal zwei Koffer passen. “Mir geht es darum, dass Leute nicht mehr konsumieren, sondern vernünftiger“, sagt der Unternehmer. Sein erstes Start-Up war der Avocado Store für nachhaltige Produkte.

Das Buch verleiht doch bestimmt jemand

Bei Why Own it geht es Gloeckler vor allem darum, dass man mal wieder einen alten Freund trifft, weil der ein Buch oder Werkzeug besitzt, dass man sich ausleihen möchte. Per iPhone-Kamera fotografiert man die Gegenstände, die man verleiht. Was man gerne hätte, setzt man auf seine Want-Liste. Steht man beispielsweise im Buchladen und scannt den Barcode der Steve Jobs-Biografie, zeigt einem die App, welcher Freund das Buch besitzt und verleiht. Übergabe und Ausleihkonditionen müssen die Freunde unter sich ausmachen, in der App ist ein Messenger integriert. Zusätzlich gibt es für das Ausleihen Belohnungspunkte, die in einer späteren Version gegen Produkte oder Dienstleistungen eingetauscht werden können.

Gloeckler hat im April 2012 mit der Arbeit an der App begonnen. Zu Dritt entwickeln sie die Idee in Hamburg weiter, suchen auch noch iOS-Entwickler. Demnächst präsentiert Gloeckler die App in den USA. “Die Idee funktioniert global“, ist er überzeugt. Darum hat er die App konsequent in Englisch gehalten, obwohl sie derzeit nur im deutschsprachigen Raum zu haben ist.

Schlagbohrer lieber leihen

Wer unbedingt ein Produkt ausleihen möchte, das noch nicht aufgeführt ist, sollte es dennoch auf die Wunschliste setzen. Eine der nächsten Erweiterungen wird sein, dass man eine Nachricht erhält, sobald ein Freund das Produkt anbietet. Außer einem Produktfoto kann man nur einen Titel und Schlagworte vergeben, lange Beschreibungen sind nicht vorgesehen. Denkt man noch etwas weiter, wehrt sich Gloeckler natürlich nicht gegen das Angebot von professionellen Verleihern oder einem Leihvorgang gegen Geld. Wenn es unbedingt der Schlagbohrer sein muss und kein Freund besitzt so ein Werkzeug, dann kann eventuell ein Dritter aushelfen.

Das größte Problem, mit dem Gloeckler derzeit zu kämpfen hat, ist die Vertrauensfrage (Was passiert, wenn mir jemand etwas kaputt zurück gibt?). Das führt dazu, dass außer Büchern und DVDs bislang wenige hochwertige Produkt angeboten werden. Doch der Reiz einer Leihplattform besteht in einer großen Auswahl. Unter Freunden greift im Schadensfall die Haftpflichtversicherung. Doch vielleicht kommt Why Own it nicht darum herum, eine Versicherungsoption mit dem Ausleihvorgang anzubieten, um wirklich “the next big thing” zu werden. Das Zeug dazu haben sie.

Nachtrag 24. Februar 2015: Da habe ich mich wohl getäuscht, sie hatten leider doch nicht das Zeug zum Next Big Thing. Die Macher ziehen am 12. März 2015 die Stecker an ihren Servern. Woran Why own it gescheitert ist, schildert Gründer Philipp Glöckler offen und ehrlich in einem Blogbeitrag. Auch ich muss zugeben, ich habe nie meine Sachen zum Verleihen hochgeladen und habe nie etwas ausgeliehen. Die Idee war gut, die Realität eine andere …

Philipps neues Projekt ist der Ausgaben-Manager Justspent.com.

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