Chesley B. Sullenberger

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Sullenberger (2009)
Sullenberger 2010 auf der Lions World Convention in Sydney
Airbus A320 (Flug 1549) nach Sullenbergers erfolgreicher Notlandung im Hudson River
Chesley B. Sullenberger (links), Copilot Jeffrey B. Skiles (rechts) und Kentuckys Senator Jim Bunning bei der Amtseinführung von Barack Obama am 20. Januar 2009

Chesley Burnett „Sully“ Sullenberger III (* 23. Januar 1951 in Denison, Texas[1]) ist ein US-amerikanischer Pilot mit über 20.000 Flugstunden Erfahrung. Er führte 2009 erfolgreich eine Notwasserung des US-Airways-Fluges 1549 auf dem Hudson River durch.

Inhaltsverzeichnis

Leben[Bearbeiten]

Sullenberger studierte an der U.S. Air Force Academy, der Purdue University und der University of Northern Colorado und war Kampfjetpilot der U.S. Air Force, 1980 wurde er Verkehrsflieger. Zudem ist er ein aktiver Segelflieger. Er war Sicherheitsbeauftragter und Ausbilder der Pilotenvereinigung Alpa, Flugunfallsachverständiger bei der zuständigen Verkehrsbehörde NTSB, Mitglied des nationalen Technikkomitees und hat zahlreiche Unfallgutachten für die Luftwaffe und amerikanische Behörden erstellt. Er informierte die Alpa-Mitglieder über neue Erkenntnisse im Bereich der Flugsicherung und bereitete in Schulungen Hunderte von Besatzungsmitgliedern auf das Verhalten in Notfällen vor. Außerdem arbeitete er als Berater für Betriebssicherheit und war Gastdozent für Katastrophenmanagement an der University of California in Berkeley.[2][3]

In der auch für Fluggesellschaften wirtschaftlich angespannten Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde sein Gehalt um 40 % verringert, seine Pensionsansprüche beendet und durch seines Erachtens wertlose Versprechungen ersetzt. In einer Anhörung des Luftfahrt-Unterausschusses des Repräsentantenhauses beschrieb er dies im Februar 2009 auch als Folge der in den 1970er Jahren begonnenen Deregulierung. Kein Pilot wolle noch, dass seine Kinder diesen Beruf ergreifen. Erfahrene Crews seien eine Sache der Vergangenheit.[4]

Sullenberger gilt als umsichtiger und mit über 20.000 Flugstunden als sehr erfahrener Pilot.[5] Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er bekannt, nachdem er am 15. Januar 2009 den US-Airways-Flug 1549 sicher auf dem Hudson notwasserte, also mitten im Gebiet des vielbefahrenen New Yorker Hafens. Alle Passagiere überlebten die Notlandung, nur einige trugen leichte Verletzungen davon. Dies war auch weltweit die erste Wasserlandung mit einem Airbus A320. Durch die gelungene Rettung der Passagiere erhielt Sullenberger in den Medien das Attribut „Held vom Hudson“. Die Notwasserung gilt als fliegerische Meisterleistung, weil Sullenberger und seine Crew – unter ihnen der Copilot Jeffrey Skiles – in geringer Zeit mehrere Entscheidungen zu treffen und eine höchst ungewöhnliche Landung zu meistern hatten, beides Aktionen außerhalb des üblichen und möglichen Pilotentrainings.[6] Sullenberger gelang die erst dritte Wasserlandung eines Jets ohne Menschenverluste. Er verhielt sich auch nach der Notwasserung vorbildlich; seine Kabinencrew evakuierte alle Passagiere binnen weniger Minuten. Sullenberger selber ging zweimal durch das sinkende Flugzeug, um absolut sicherzustellen, dass sich kein Mensch mehr an Bord befand und er das Flugzeug als Letzter verlassen konnte.

Der Bürgermeister von New York Michael Bloomberg zeichnete Sullenberger für sein Verdienst mit dem Goldenen Schlüssel der Stadt („Freedom of the City“) aus, eine mit einer Ehrenbürgerschaft vergleichbare Anerkennung. Der damalige US-Präsident George W. Bush und sein Nachfolger Barack Obama bedankten sich telefonisch für die fliegerische Leistung.[7] Sullenberger wurde auch als Ehrengast zu Obamas Amtsantritt am 20. Januar 2009 nach Washington eingeladen.[8]

Acht Monate nach dem Unglück, am 1. Oktober, nahm Sullenberger zum ersten Mal wieder im Cockpit eines A320 Platz.[9] Er startete wieder in LaGuardia (New York), an seiner Seite saß, wie am 15. Januar, der Erste Offizier Jeffrey Skiles, und sein Fluglotse am Flughafen LaGuardia war ebenfalls wieder Patrick Harten. Gemeinsam habe man den damals begonnenen Flug zu einem guten Ende führen wollen, so Sullenberger.[10] Am 13. Oktober 2009 veröffentlichte er sein Buch Highest Duty. My Search for What Really Matters (in Deutschland am 9. November 2009 unter dem Titel Man muss kein Held sein. Auf welche Werte es im Leben ankommt erschienen), in dem er seine Erlebnisse vom Hudson River schildert. Am 3. März 2010 ging Sullenberger in den Ruhestand. An seinem letzten Flug nahmen auch einige Passagiere der Hudson-Notwasserung teil.[11]

Sullenberger ist verheiratet und hat zwei Töchter.[12] Seine Vorfahren waren 1737 aus Wynigen im Kanton Bern (Schweiz) in die (heutigen) USA ausgewandert.[13] Die Band College widmete Sullenberger ihren Song A Real Hero, Teil des Soundtracks zum Film Drive.

Belege[Bearbeiten]

  1. Texas Department of Health: Grayson County Births 1951. USGenWeb Archives. Abgerufen am 16. Januar 2009.
  2. High Reliability Organizations
  3. Selbstdarstellung auf der Webseite seiner eigenen Firma
  4. Hearings: US Airways Flight 1549 Accident. Testimony By Capt. Chesley B Sullenberger III, U.S. Airways, Inc. Written Testimony
  5. sullysullenberger.com
  6. Spiegel online: Flugexperte über die Notwasserung: „Das war eine fliegerische Meisterleistung“
  7. ZEIT ONLINE: Hudson-Wunder: Bergung der New Yorker Unglücksmaschine
  8. ZEIT ONLINE: Die Amtseinführung Obamas
  9. «Sully» hebt wieder ab
  10. Peter-Philipp Schmitt: Held wider Willen. In: FAZ vom 16. Dezember 2009
  11. TIMES ONLINE: Hero pilot who crashed into Hudson River, retires
  12. New York plane crash pilot Chesley B. Sullenberger III: Committed to air safety
  13. Die Familie mit dem Notlandungs-Gen

Literatur[Bearbeiten]

  • Chesley B. Sullenberger (Autor), Jeffrey Zaslow (Bearb.): Man muss kein Held sein. Auf welche Werte es im Leben ankommt („Highest Duty“). Bertelsmann Verlag, München 2009, ISBN 978-3-570-10049-3.
  • Laura Parker, William Prochnau: Notlandung im Hudson River. Was geschah auf Flug 1549? Passagiere und Augenzeugen rekonstruieren die sensationelle Notwasserung von Flugkapitän Sullenberger. MavenPress Verlag, 2011, ISBN 978-3-941-71902-6

Weblinks[Bearbeiten]